Gedenktafel zur Erinnerung an Herrn Pfarrer Franz Weinmann

Wir erinnern uns an einen aufrechten Sohn aus unserer Gemeinde

Am 27.01.2015 wurde die Gedenktafel auf dem Kirchplatz der Marienkirche zur Erinnerung an das Leben und Wirken von Herrn Pfarrer Franz Weinmann feierlich im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes enthüllt

Aus dem Heuberger Boten vom 30.01.2015:

Die Geschichte von Pfarrer Franz Weinmann bewegt. Rund 300 Frauen, Männer und Kinder haben sich zum Gedenken an ihn und seine Inhaftierung im KZ Dachau zum Nachdenken über die Lehren aus dem Dritten Reich getroffen. Anlass war die Enthüllung einer Gedenktafel, die jetzt vor der Marienkirche steht. Tafel, Gedenkfeier und Ausstellung sind Brigitta Marquart-Schad von der Gedenkinitiative Eckerwald zu verdanken.

Franz Weinmann ist 1909 in Deilingen geboren. Und obgleich er mit drei Jahren mit seiner Familie ins Badische zog, hielt er die Verbindung zu seinem Geburtsort. Weil er sich kritisch gegenüber den Nazis und vor allem der Euthanasie geäußert hat und verraten wurde, hat Heydrich im Mai 1942 seine Einlieferung in Dachau angeordnet. Wenige Tage später ist der Leiter des Reichssicherheitshauptamts, „einer der größten Verbrecher“, so Ministerpräsident a.D. Erwin Teufel, in Prag bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Er habe Pfarrer Weinmann in Hausach als Landtagskandidat des Wahlkreises kennen gelernt, aber den Bezug nach Deilingen nicht erfahren.

An der Sprache ging das auch nicht, wie Leonhard Staiger berichtet. Er war als Kind bei den Verwandtenbesuchen des „Geistlichen Herrn Vetters“ dabei. „Dabei hat meine besondere Aufmerksamkeit immer seinem badischen Dialekt gegolten.“ Pfarrer Weinmann hat ihn auch getraut. Der Trauspruch sei bis heute in hohen Ehren. Ebenso erfrischend authentisch die Schilderung von Alois Mattes, dem Pfarrer Weinmann als Dank für die familiäre Hilfe während der KZ-Haft nach dem Krieg Pate geworden war. Es sei etwas Besonderes gewesen, einen Pfarrer als Paten zu haben, auch wenn der Nachteil war, dass dieser bei allen kirchlichen Anlässen nicht da war. Er habe ihn einmal mit dem Moped in Hausach besucht. Auch Mattes wurde später von Weinmann getraut.

Auch Pastoralreferentin Ingrid Schwörer, die Franz Weinmann über Jahrzehnte begleitete, war gekommen, wie viele Besucher von außerhalb. Etwa aus Hausach, wo Weinmann nach dem Krieg Stadtpfarrer und Dekan war. Ingrid Schwörer zeigte einen Rosenkranz, den Weinmann im KZ von einem Häftling im Krematorium bekommen hatte, der ihn zwischen den Toten gefunden hatte. Im Priesterblock von Dachau waren 2800 Priester aus Europa inhaftiert, die Hälfte überlebte nicht.

Einer der bewegendsten Momente war, als Schülerinnen und ein Schüler der Realschule und des Gymnasiums Gosheim-Wehingen je einen Satz aus dem KZ-Tagebuch Pfarrer Weinmanns zitierten. Sie hatten sich auf das ferne, schwere Thema spürbar eingelassen. Sie beschrieben, wie sehr die Nazis die Menschen entmenschlicht haben. Sie zu Nummern machten, sie traten und verhöhnten. Und töteten.

Es war spürbar – an der Ansprache von Brigitta Marquart-Schad, Erwin Teufel, Ingrid Schwörer und auch Bürgermeister Albin Ragg, welch große Bedeutung Erinnern und Gedenken für heute hat, konkretisiert in der Ansprache Pater Michael Pfennings. Sein Thema war: Wie kann man unterscheiden, was „Gott“ und was „Götze“ ist? Er umschrieb das, was ein jüdischer Überlebender von Auschwitz „Die verkehrte Welt“ genannt hatte. Fünf Kriterien dienten dazu, Demagogen und Ideologen zu entlarven: Dient etwas der inneren und äußeren Freiheit? Dient es dem Frieden nach innen und nach außen? Schenkt es innere Freude? Ist es barmherzig und dient es der Barmherzigkeit? Dient es der Liebe und macht es liebesfähig?

Kirchenchor und Gesangverein trugen all die guten, schmerzlichen, schamvollen, verbindenden Gedanken mit ihrer Musik, auch bei der Enthüllung und Segnung der Tafel.

Eine Ausstellung zum Leben Pfarrer Franz Weinmanns war vier Wochen lang in der Deilinger Kirche zu sehen.

Quelle: „Braungart/Heuberger Bote“

Herr Ministerpräsident Teufel a. D. bei seiner Ansprache

Deilinger Bürger und Hausacher Delegation